Geschichte

Für die Feuerwehr Bietingen lässt sich ein Bestehen von mehr als 100 Jahren nachweisen. Im Gemeindearchiv ist vermerkt, daß im Jahre 1876 eine neue Feuerwehrspritze (Approtzspritze) angeschafft worden ist. Zusätzlich wurde von der Gemeinde im Jahre 1897 eine neue Saugspritze gekauft.
Über die Einsätze dieser Spritzen ist leider nichts protokolliert, doch ist bekannt, daß diese mehrmals zu Löscharbeiten eingesetzt wurden. Erinnert man sich an die Jahre 1933 und 1935, als zwei Großbrände wüteten. Nur mit Hilfe der Singener Wehr war es möglich, die Feuersglut zu bändigen.
Waren die männlichen Einwohner bis zum 60. Lebensjahr zu dieser Zeit verpflichtet, in der Feuerwehr zu dienen, gründete man im Jahre 1938 eine freiwillige Wehr, dessen Kommando der Maurermeister Anton Raiber übernahm.

Bald darauf begann der 2. Weltkrieg, als so mancher Feuerwehrmann zu den Waffen gerufen wurde, was große Lücken in die Wehr riß. Da man in ganz Deutschland auch Bombenangriffe befürchtete, wurde jeder Haushalt mit Kübelspritze, Feuerpatsche und Einreißhaken ausgerüstet. Die Alarmierung wurde bis zu diesem Zeitpunkt durch Glockengeläut und Signalhörner getätigt, von nun an jedoch durch eine handbetriebene Sirene. Da in dieser Zeit die Feuerwehr der Polizei unterstellt und deshalb politisch belastet war, kam es am Ende des Kriegs zur Entnazifizierung, was so manchem die Lust am Mitmachen bei einer solchen Hilfsorganisation nahm.

Dank mehrerer hilfsbereiter Männer konnte wieder eine neue Wehr gegründet werden. Das Kommando übernahm damals Mechanikermeister Karl Müller.
Größere feuerwehrtechnische Anschaffungen waren nun nötig geworden, besaß man doch bereits eine motorisierte Tragkraftspritze TS 8, die leider sehr störungsanfällig war. Doch war man in der Lage, eine Feuerbekämpfung vorzunehme, was bei einem Brand bei Johann Stärk 1952 und Albert Helmlinger 1955 der Fall war. Beim nächsten Brand 1956, der bei Willi Maier ausgebrochen war, ist das Kommando bereits an Bruno Bilger übergegangen. Im Jahr darauf kam das neue Feuerwehrgesetz, welches vorschreibt, einen Feuerwehrausschuß zu gründen, der dem Kommandanten beratend zur Hilfe stehen soll. Der Kauf einer neuen TS 8 Marke Magirus sowie die Anschaffung einer größeren Menge Schläuche erfreuten die ganze Wehr. An Wettkämpfen aller Wehren im Kreis wurde teilgenommen, um die Schlagkraft gegenüber anderen zu messen. Kameradschaft und Geselligkeit wurden durch Ausflüge gestärkt.

Ab Herbst 1963 bis 1966 war Hans Bohnenstengel, von 1966-1969 Franz Johler Kommandant. Beide haben mit vollem Einsatz die Wehr weiter ausgebaut. In dieser Zeit konnten die Besuche auf der Feuerwehrschule, die seit 1952 durchgeführt wurden, fortgesetzt werden. Unter Hans Bohnenstengel wurde ein Antrag zur Beschaffung einheitlicher Uniformen an die Gemeinde gerichtet, dem auch entsprochen wurde.
In der Amtszeit von Franz Johler wurde die Wehr zum Auspumpen mehrerer Keller gerufen. Da hierzu die Motorspritze verwendet werden mußte, traten bald reparaturbedürftige Schäden auf, die schnell zur Anschaffung einer neuen Spritze führten. Noch im Jahr 1967 durfte die Wehr diese Spritze bei der Jahresabschlussübung einführen.

Ab 1970 wurde die Führung der Wehr an Rainer Stark übergeben. Bald zeigte sich, daß er als bestausgebildeter Feuerwehrmann die Geschicke der Wehr als Kommandant vorzüglich leiten kann. Gleich hatte er sich als Ziel gesetzt, baldmöglichst ein Löschfahrzeug zu beschaffen. Im Bewußtsein über die hohen Kosten machte sich Rainer Stark daran, mit seinen Wehrmännern durch verschiedene Arbeitseinsätze und Altmaterialsammlungen Geld in die Kasse zu bringen. Beim Kauf des Fahrzeuges im Jahre 1973 konnte ein erhebliches Schärflein beigesteuert werden. Der Umbau des Gerätehauses wurde in Eigenarbeit bewältigt. So konnte dann am 20. Oktober 1973 die Einweihung erfolgen.

Bei verschiedenen Einsätzen zeigte es sich, daß unbedingt schwerer Atemschutz und ein Notstromaggregat notwendig wurden, worauf auch deren Beschaffung umgehend erfolgte.

Seit dem Bestehen der Wehr hat sie 12 Einsätze bei Groß-, Zimmer- und Kaminbränden, desweiteren 3 Wald- und Grasflächenbrände, eine Leichenbergung, 3 Beseitigungen von Wespen- und Hornissenestern, 6 mal Keller auspumpen und 2 Ölspurvernichtungen zu bestehen gehabt.
Mit der Ausbildung wurden in dieser Zeit große Fortschritte erzielt, wurden doch viele Wehrmänner durch Teilnahme an Wettkämpfen und dem Besuch der Feuerwehrschule aus- und fortgebildet.

Die Kameradschaft wurde unter Rainer Stark sehr gepflegt und mit großen Ausflügen nach Paris, Innsbruck, Hamburg, Prag und Wien belohnt.
Seit bestehen der Feuerwehr wurde mit großer, sicherer Schlagkraft vieles bewältigt und nach dem Leitsatz gehandelt:
Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.

Quelle:

Bietingen
Geschichte eines Hegau-Dorfes
von Ottmar Bilger
aus dem Jahr 1992

Hegau-Bibliothek Band 78

Mit freundlicher Genehmigung des Hegau-Geschichtsverein